Vorwärts-Abwärts gegen Trageerschöpfung

183:887437853 • Juli 13, 2023

Ist Vorwärts-Abwärts schädlich bei Trageerschöpfung?


In diesem Artikel beschreibe ich meine Sicht von Sinn und Unsinn des Vorwärts-Abwärts-Arbeitens (ich schreibe bewusst nicht „Reiten“) um die Tragerschöpfung zu bekämpfen. 



Ich erhebe hier nicht den Anspruch auf Vollständigkeit – sondern lasse einfach meine Gedanken fließen. 



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Vorwärts - Abwärts oder Dehnungshaltung


Oft hört man davon, wie wichtig es ist, dass das Pferd vorwärts-abwärts gearbeitet wird, um Rückenmuskeln aufzubauen. 


Im Zusammenhang mit dem Training, welches man fokussieren sollte, wenn man ein trageschwaches Pferd hat, tauchen immer wieder Empfehlungen auf wie „arbeite dein Pferd einfach viel vorwärts abwärts“


Allein das Wort „einfach“ in diesem Zusammenhäng lässt mich halb kollabieren.


Die Bedeutung von Vorwärts-Abwärts

Das Thema ist umfangreich, also versuche ich das ganze etwas strukturierter anzugehen: 


Schauen wir uns doch erstmal an: 


Was ist eigentlich Vorwärts-Abwärts? 


Wikipedia spuckt folgendes aus: 


„Unter Vorwärts-Abwärts wird eine Haltung des Pferdes verstanden, bei der es in der Oberlinie eine entspannte Dehnungshaltung einnimmt. 


Der Hals des Pferdes wölbt sich in Verlängerung der Rückenlinie nach unten, das Pferd tritt weiter schwungvoll an die Hand heran. Die Stirnlinie des Pferdes kommt dabei etwas weiter vor die Senkrechte. Dabei sollten die Nüstern niemals tiefer am Boden sein, als auf Höhe des Buggelenkes; also dem seitlich gesehenen vordersten Punkt der Brust ("Taucherstellung" nach Egon von Neindorff).


Vorwärts-Abwärts werden Pferde vor allem zum Beginn oder am Ende einer Trainingseinheit geritten, um sie aufzuwärmen bzw. nach getaner Arbeit wieder zu entspannen. Diese Haltung ist für das Pferd sehr gesund.


Auch junge Pferde sollen häufig Vorwärts-Abwärts geritten werden, da sie so die Balance besser halten können und sich die für das Tragen eines Reiters benötigte Rückenmuskulatur ausbilden kann“



OOOKKK 


Die Dehnungshaltung wird als Synonym für Vorwärts-Abwärts benutzt. Zumindest kann man es in dem Fall wie ich Vorwärts-Abwärts verstehe, als Synonym verwenden.


Das Pferd - eine pfiffige Wäscheleinenkonstruktion

Wie ist jetzt das Reitervolk eigentlich darauf gekommen, die Pferde so zu reiten? 


Ich denke die das liegt in der natürlichen Mechanik des Pferdes begründet. 


Das Pferd selbst ist nämlich eine pfiffige Wäscheleinen-Konstruktion: 


2 Pfeiler (Vorhand und Hinterhand) und darüber ein „Seil“ welches über 2 Hebel  (Hals / Becken) gespannt werden kann, damit man Gewicht dran hängen kann. 


Und die Haltung die das Pferd beim Grasen und schlendernd einnimmt ermöglicht ihm ein ermüdungsfreies stehen und vorwärts-bewegen. Nämlich immer dann, wenn das Nacken-Rückenband gespannt ist. 


Ein gesundes Pferd benötigt beim grasen und dösen kaum Muskelkraft, da es sich quasi in die eigenen Seile hängen kann. 


Das Nacken-Rückenband ist teil dieser „Seile“ und das coole ist, es kann gespannt werden (trägt mehr Last) und entspannt werden, trägt weniger Last. 


Zum Spannen dieses „Seils“ hat das Pferd zwei Hebel zur Verfügung. Den Hals. Und das Becken. 


Im korrekten Vorwärts-Abwärts spannt also das Pferd die Oberline auf – und erzeugt einen positiven, also Richtung Dorsal (rückenwärts) konvexen Spannungsbogen, mit Hilfe des Absenken des Halses und moderates Abkippen des Beckens. 


Das Nacken-Rückenband spannt sich – die Eingeweide und – so die Theorie - der Reiter können „entspannt“ getragen werden. 


Ach was wäre mein Leben einfach, wenn man tatsächlich das Pferd nur mit tiefen Kopf-Hals im Kreis longieren müsste, und die Tragerschöpfung würde ihre Köfferchen packen und sich Richtung Südsee verziehen. 


Du ahnst es schon – das ist nur die halbe Wahrheit.


Vorwärts-Abwärts zielführend meistern

Wenn du lernen willst, wie du das Vorwärts-Abwärts auch als Freizeitreiter sinnvoll und zielführend meistern kannst, dann komm doch auf ➡ die Warteliste zu meinem KRAFTT-Konzept. Das ist der Online-Tragekurs für Freizeitpferde, den JEDER Freizeitreiter machen sollte. 


Ein tiefer Kopf und ein weites Untertreten der Hinterhand allein, werden dich nicht vor der Trageerschöpfung und ihren Folgen retten. 


In der Natur funktioniert das ganz hervorragend. 


Aber soweit ich weiß, ist dem Pferd genetisch kein Reiter einprogrammiert.


Das zusätzliche Gewicht (sofern moderat) mag dem grasenden Pferd dabei vielleicht gar nicht so viel ausmachen. Also wenn es jetzt wirklich nur um die 50kg extra geht. Aber wenn man sich grasend tragen lässt, kommt man ja irgendwie auch nicht so richtig vorwärts ??


Es gibt nämlich eine Stellschraube, die meiner Meinung nach oft vergessen wird: 


Die Anhebung des Rumpfes, während des Vorwärts-Abwärts – gesteuert durch die Rumpfträger. 


Denn das Pferd kann ja einfach „nur“ die Bänder spannen, sich in den Bandapparat hängen und dabei ermüdungsfrei langsam und in Ruhe schlendernd von A nach B gelangen. 


➡ Wir wissen bereits aus Studien, dass die Kopf-Hals Position allein, nicht die Höhe des Rumpfes beeinflusst. Der kann nämlich sehr wohl hängen, auch wenn der Kopf in Dehnung gehalten wird. Ich könnte also den gleichen Artikel für die Arbeit in Aufrichtung schreiben. Denn auch die ist wertlos, wenn die Rumpfträger nicht an Bord sind.


Allerdings muss ich hier noch einwerfen, dass es den Pferden in der Regel einfacher fällt den Thorax wirklich anzuheben, wenn der Kopf in Krafthaltung gehalten wird, weil dann der Hals-Hebel einfach nicht so stark dagegen zieht. 


Daher arbeite ich erst in Aufrichtung. Die Dehnung kommt dann von ganz allein und wird von dem Pferd bei richtiger Muskelaktivität auch eingefordert. 


Das Pferd sollte also zusätzlich zum Absenken des Kopfes aktiv den Rumpf nach oben bewegen. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn irgendwann mal zusätzliche Biomasse auf der Brustwirbelsäule platz nehmen soll. ??


In den mir bekannten Büchern über die Dehnungshaltung oder das Vorwärts-Abwärts, oder das Rückentraining für Pferde wird das in den meisten Fällen auch genau so beschrieben. Nicht nur das Senken des Halses ist hier wichtig, sondern auch das sogenannte „öffnen“ des CTÜ, oder „das Anheben der Halsbasis“ wird beschrieben. 


Erfahrungsgemäß ist das aber der Punkt, der in der Praxis überhaupt nicht klappt. 


Die meisten Pferde sind schon im Stand nicht in der Lage, ihren Thorax etwas anzuheben. Wohlgemerkt ohne zusätzliches Reitergewicht und mit moderater Kopf-Hals Haltung


Denn die meisten Pferde haben bereits ihre Päckchen zu tragen und plagen sich bereits mit Überlastungen der Beine und des Rumpftrageapparates. Und wenn das nicht der Fall ist, dann haben sie den Bewegungsablauf einfach nicht drauf – weil nie gelernt. 


Das ist also schonmal gar nicht so leicht. Wenn das Pferd den Thorax heben und oben halten kann, dann ist der nächste Schritt, den Kopf des Pferdes sinken zu lassen, also in die Dehnung zu führen – aber ohne (!) dass die Rumpfträger nachlassen und den Brustkorb wieder absenken. 


Das ist meiner Erfahrung nach für die meisten Pferde nicht zu schaffen. 


Je länger der Hals, desto länger der Hebel, der von dem Rumpfträgern gehalten werden muss. 

Der Rumpftrageapparat muss also ganz schön stark sein, um dies dynamisch halten zu können.  


Selbst gut ausgebildete Pferde haben im Stand ihre Probleme damit. In der Bewegung sind sie chancenlos. 


➡ Aber: Was heißt das nun also für uns?


Das klären wir in der Nächsten Episode / im nächsten Artikel. 



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